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Tag 2: Innsbruck – Ventimiglia 686kmDay 2: Innsbruck – Ventimiglia 686km

Nach den Erlebnissen des 1.Tages schraubte ich meine Tagesziele etwas zurück. Ursprünglich wollte ich gleich zu Beginn weitere Sprünge machen um in der unbekannten Ferne mehr Zeit zum Trödeln zu haben. Immerhin ging die Fähre in 8 Tagen von Cadiz aus und bis dahin waren gerade mal knappe 300km von 2800km zurückgelegt.

Wie auch immer, zu nächst kämpfte ich ein Mal damit, überhaupt aufzustehen. Das warme Bett war einfach viel zu verlockend. Mein rechtes Knie, das ob der eisigen Kälte etwas beleidigt war plagte mich beim Einschlafen noch mit rheumatischen Schmerzen, die ich aber mit den plötzlich warm werdenden Heatpacks noch in der Nacht lindern konnte. In der Früh war dann alles wieder beim alten. Ein erster Blick aus dem Fenster ließ den Tag verheißungsvoll erscheinen; beim darauf folgenden Besuch bei meinem Motorrad wars darum aber auch geschehen. Zwar muss man bei einem Motorrad in eisigen Morgenstunden keine Windschutzscheibe freischarben, der Anblick einer 1/2cm dicken Eisschicht auf dem Sattel ist da aber bei weitem schlimmer! – Egal, am hinteren Ende des Parkplatzes gabs etwas Sonne. Hab mein Moped also mal dorthin geschoben und somit diese lausige Arbeit abgeschoben. Meinem kleinen Motörchen merkte man den gestrigen Tag auch an; immerhin fehlte bereits etwas Öl, also wurde das Etwas nachgekippt.

Durch meine Trödelei fiel ich dann ums Frühstück. Auf das ich aber aufgrund der etwas unhöflicheren Gangart in der Herberge ohnehin keinen Guster mehr hatte. Irgendwann um 12 schwingte ich mich dann endlich in den Sattel und fuhr los Richtung Brenner.

Als reales Ziel hatte ich mal Verona oder Brescia angesetzt. Absolut über drüber virtuelles Ziel war Sanremo. Und eigentlich wars auch ganz gleich wie weit ich komme, sofern ich mal soweit komme, wo es wärmer ist und ich mich nicht wie ein Michelin-Männchen einpacken muss.

Die Fahrt über den Brenner verlief wie geschmiert. Kurz nach Trento blieb ich dann mal stehen und schaute nach dem Öl. Soweit alles in Ordnung. Allerdings fiel mir auf, dass bei den Amaturen eine Schraube fehlte. – Musste gestern passiert sein und erinnerte mich plötzlich an ein seltsames Geräusch; war wohl der Zeitpunkt als die Schraube rausfiel und nochmals irgendwo gegen das Motorrad schlug bevor wir beide die Schraube irgendwo auf der A1 zurückgelassen haben.

Die beiden wohl wichtigsten Bestandteile im Werkzeug-Departement für so eine Abenteuerreise sind wohl Kabelbinder und Gaffertape. Die Schraube wurde sodann mit Kabelbindern ersetzt und es konnte weiter gehen.

Doch vorher musste noch Musik her! Hab bereits Wochen vorher oft über Musik während dem Motorradfahren nachgedacht und überlegt obs nicht zu gefährlich sei. – Allerdings, spätestens ab 60km/h dominiert der Fahrtwind die Geräuschkulisse so dass man ohnehin kaum etwas Akustisches vom Verkehr mitbekommt und um sich bei längeren monotonen Etappen bei Laune zu halten ist Musik gerade das richtige Mittel. Langer Rede kurzer Sinn, aufgrund der steigenden Temperaturen stieg auch meine Laune und somit das verlangen nach guter Musik. Also Stöpseln rein und los!

Verona, Brescia, plötzlich ging alles wie im Flug und spätestens nach ein paar weiteren Kilometern war klar, Sanremo ist machbar. Irgendwann gegen 7 am Abend war das Meer erreicht und die Motivation konnte nicht besser sein. Der letzte Autobahnabschnitt entlang der Küste hatte es allerdings ordentlich in sich: unzählige Tunnels und Brücken ohne Ende, die einbrechende Finsternis und starke Fallböen von rechts sorgten für etwas Nervenkitzel. Auf den Brücken musste ich mich schon ordentlich in den Wind legen, mich bei den Tunneleinfahrten rechtzeitig wieder aufrichten und am Ende eines Tunnels höllisch drauf aufpassen, nicht auf die nächste Spur geblasen zu werden. Dann kommen noch einige LKWs hinzu die sich bereits 200m vorher durch Turbulenzen mal von rechts mal von links bemerkbar machen. Insgesamt war der Tag so lehrreich wie er nur sein konnte. Um 9 war dann Sanremo erreicht. Nach einem gescheiterten Versuch auf einem Campingplatz unterzukommen fand ich schlussendlich in Ventimiglia um kurz vor 12 eine Unterkunft. Am Campingplatz hatte ich schon eine Platznummer zugewiesen bekommen, doch als ich an meinem Platz ankam war da alles gepflastert, links und rechts standen zwei riesengroße Wohnmobile und ich hatte keine Ahnung wie ich meine Heringe in die Pflastersteine bekommen sollte. So etwas wie eine Wiese für ein Zelt kannten die hier nicht. Wäre wohl zu romantisch.

This entry was published on 23. October 2011 at 22:48 and is filed under Austria, Europe, Italy. Bookmark the permalink. Follow any comments here with the RSS feed for this post.

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