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El ChaltenEl Chalten

Nach den etwas eintönigen Fahrten entlang der Ruta 40 und der zwei eher mäßigen Nächten in Perito Moreno und El Chalten überschlugen sich nun in den folgenden Tagen die angenehmen Ereignisse:

Hostel Valle Pioneros (29.12)

das nächste Hostel, das ich bereits in Bariloche gebucht hatte, war im Gegensatz zum Rancho Grande äußerst sauber, die Zimmer waren doppelt so groß und waren lediglich mit 4 statt mit 6 Betten ausgestattet. Es gab große Schließfächer in die man locker 2 Rucksäcke unterbringen konnte und das Beste: jedes Zimmer war mit eigenem Bad und Klo ausgestattet. Nach 23:00 kehrte auch bald Ruhe in den Aufenthaltsräumen ein und für den diesmal schnarchenden Japaner kann das Hostel auch nichts dafür. Lediglich die Küche hätte etwas sauberer sein können, aber gut, man kann eben nicht alles haben.

Erste Wanderung (30.12-2.1)

Nach einer Nacht im Valle de Pioneros kaufte ich für die kommende Wanderung die über drei Nächte dauern sollte mal ein paar Suppen, Nudel- und Reisgerichte von Knorr sowie Reis, Zwiebeln und Käse für meine eigenen Improvisationen. Es war das erste Mal das ich für mehrere Nächte in den Bergen ohne der uns bekannten Hütteninfrastruktur unterwegs war und so machte ich eben meine ersten Gehversuche bezüglich kulinarischer Logistik in den Bergen.

Das Wetter konnte kaum schlechter sein, Windstärke 6 mit Böen bis 9Bft und etwas Regen waren angesagt. Die folgenden zwei Tage sollten dafür umso schöner sein und da am ersten Tag knappe 10km und nur 300hm zu überwinden waren machte ich mich wohlgesonnen auf den Weg. Irgendwie kam ich trotzdem nicht ganz in die Gänge, beim Supermarkt noch ein letztes Bier, dann bei der letzten Telefonzelle nochmals heim telefonieren, den Eltern einen guten Rutsch wünschen und als ich endlich wirklich soweit war, um für die kommenden Tage im Parque Nacional de los Glaciares zu verschwinden traf ich auf ein bekanntes Gesicht aus Bariloche: es war der Ex-Mann meiner Spanisch-Lehrerin, ein Bergführer, der Tage zuvor mit seinem Kletterpartner den Cerro Torre bezwungen hatte. Dieser Berg gilt unter Alpinisten als einer der fünf Schwierigsten Gipfel. Den Cerro Torre einmal bei gutem Wetter zu sehen war auch der Hauptgrund meiner Reise nach El Chalten und ich war froh Ricardo wieder heil im Dorf angekommen zu sehen. Wir tranken noch gemeinsam etwas Mate und irgendwann so gegen zwei ging ich schließlich los.

Kurze Zeit drauf setzte auch der Regen ein, aber der orkanartige Wind lies die Regentropfen beinah genauso schnell verdunsten wie er vom Himmel fiel. In 2.5h sollte das Campamento Poincenot erreicht sein, aufgrund des Wetters, einer längeren Pause und dem schweren Rucksack kam ich etwas später an und war heilfroh über den vom Wind relativ gut geschützten Campingplatz und dem feinen Untergrund in dem sich diesmal das Zelt mit den Heringen ordentlich verankern ließ.

Das angesagte Schönwetter für den folgenden Tag blieb leider aus, stattdessen durfte ich mich über die Gastfreundschaft vierer Argentinier  erfreuen und wir saßen zu fünft, wie sollte es anders sein, Mate trinkend in deren Zelt. Mariella, Dennis, Carlos und Facundo stammen allesamt aus Buenos Aires. Mariella und Dennis kamen nur für einen kurzen Urlaub hierher, während sich Facundo als Bergführer-Anwärter (ihm fehlen noch Erste-Hilfe und Recht) als Träger in El Chalten durchschlägt und Carlos als Softwareentwickler das Glück hat, seiner Arbeit in Reichweite des Internets nachgehen zu können. – So verbrachten wir den Tag mit Relaxen und konnten uns zum Spätennachmittag doch noch zu einer kleinen Wanderung zur Laguna de Los Tres aufraffen. Dieser See liegt auf einer 400m höher gelegenen Anhöhe direkt vor der Fitz Roy Kette und ist das Ziel der zahlreichen Normalsterblichen Bergenthusiasten die El Chalten besuchen um einen Blick auf diese faszinierende Gebirgskette zu werfen. Der Hauptgipfel Fitz Roy ist 3.406m hoch und wurde 1952 das erste Mal erklommen. 1986 gelang dem Österreicher Thomas Bubendorfer die erste Solobegehung, wobei aufgrund der instabilen Wetterverhältnisse auch heute noch die meisten Versuche ohne Erfolg ausgehen.

Von den instabilen Verhältnissen bekamen wir auch etwas ab: es wehte weiterhin ein starker Wind, Wolken ziehen hier recht schnell durch; so auch die Regenschauer die wir gelegentlich abbekamen, doch auch die Sonne lies sich zwischendurch immer wieder mal blicken und bescherte uns einen unglaublich satten Regenbogen.

Oben am See war der Wind so konstant und stark, dass ich mich für einige Sekunden einfach in den Wind lehnen konnte. – Nachdem wir bald genug dieser unwirtlichen Verhältnisse hatten, stiegen wir wieder ab und Facundo, Dennis, Carlos und Mariella packten ihre Sachen um rechtzeitig zur Silvesterpartie in El Chalten zu sein. Eine Einladung mitzukommen blieb nicht aus, aber ich wollte nicht schon nach einem Tag zurückkehren und so vereinbarten wir uns wieder zu treffen sobald ich wieder zurück in El Chalten bin. – Da ich für Neujahrstag mit gutem Wetter rechnete – irgendwann musste es doch auch mal schön sein – und den Fitz Roy bei Morgenröte bewundert wollte, entschloss ich mich pragmatischerweise Silvester zeitgleich mit euch, also vier Stunden früher, zu feiern, öffnete meine dazu mitgebrachte argentinische Flasche Malbec und ging um 9 schon ins Zelt.

Am nächsten Tag klappte es auch wirklich mit dem Aufstehen und nun konnte ich endlich die Berge sehen, ohne einer einzigen Wolke davor. Gegen Mittag packte ich dann meine Sachen und wanderte zum Campamiento Agostini um auch Cerro Torre zu sehen. Leider war der bei meiner Ankunft schon wieder mit Wolken verhüllt, dafür lernte ich Belinda und Leo aus Holland kennen und ich verbrach in äußerst angenehmer Gesellschaft eine weitere Nacht im Nationalpark.

Zurück in El Chalten.. (2.1-3.1)

..lernte ich Clemens, aus Dresden kennen. Ein wahrer Bergsteiger der seit über 20 Jahren wann immer nur möglich in den Alpen unterwegs ist. Dann wollte ich noch Mariella in ihrer Herberge Albergue Patagonia besuchen, konnte aber auf google maps nichts ausfindig machen, wo die denn sein soll. Als ich mich für eine Zigarettenlänge vor die Tür stellte, musste ich schon blöd lachen: ihr Hostel war auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Minuten später war ich auch schon drüben mit einem kleine Kuchen, wir aßen zusammen zu Abend und gingen schließlich mit Facundo, Carolos, Dennis und jeder Menge weiterer netter Argentinier in ein kleines aber feines ‘Beisl’. Für den kommenden Tag verabredeten wir uns mit Ingrid und Augustina zu einer kleinen Wanderung zu einem nahe gelegenen Wasserfall und im Anschluss zum Klettern an einem der Felsen rund um El Chalten. Ingrid und Augustina haben in Buenos Aires eine Tourismusschule besucht und streben nun eine Karriere in Richtung Wanderführer, vielleicht eines Tages sogar Bergführer an. – Dazu haben sich die beiden mit Carlos, Facundo und Paulo (noch ein Bergführer-Aspirant) in ein kleines Häuschen eingemietet und klappern nun Tag für Tag alle Freizeitveranstalter der Stadt ab, um eventuell einen kleinen Auftrag zu bekommen.

Der Rettungseinsatz.. (4.1)

..Wandern war fein, Klettern noch lustiger, schaffte sogar eine 6b im Vorstieg – aber die Route war wohl etwas überbewertet. Jedenfalls konnte ich auch Clemens mitnehmen und der war nun heilfroh an die richtigen Leute in El Chalten geraten zu sein. – Für den kommenden Tag vereinbarten Clemens und ich mit Ingrid, Augustina und Paulo wieder zu den Kletterfelsen zu gehen. Als wir sie abholten mussten wir aber leider erfahren, dass sie für heute keine Zeit haben, da am Fuße des Cerro Torre ein Kletter zu Sturz gekommen war und sich ein Bein gebrochen hatte. – Anders wie bei uns, wo kurze Zeit später ein Christophorus Hubschrauber unterwegs wäre musste der arme Kletterer warten bis zunächst eine Vorhut an Rettern nach 3h mit einer Trage ankam. Zwischen dem Örtchen und Cerro Torre liegen immerhin eine üblicherweise zweieinhalbstündige Wanderung, eine Flussquerung, noch eine Stunde bis zum Gletscher und dann eben noch der äußerst zerklüfteten Torre Gletscher. Ingrid und Augustina wurden als Ablöse in der dritten Gruppe eingesetzt. Insgesamt waren 16 Leute an der Rettungsaktion beteiligt und es vergingen etliche Stunden bevor der Verunglückte mit der Rettung in El Chalten ins nächste Krankenhaus transportiert werden konnte.

Zweite Wanderung mit Clemens (5.1.-7.1)

..da ich bei meinem ersten Streifzug durch den Park den Cerro Torre nicht sehen konnte lies ich mich zu einer zweiten Wanderung mit Clemens hinreißen. Damits etwas sportlicher wird sollte nun auch eine kleine Gipfelbesteigung dabei sein: Cerro Madsen (1.807m). Diesmal gabs statt Wind und Regen, angenehmes Wetter. Am Campamento Agustino traf Clemens auf Ignacio aus Chile, den er bereits vor ein paar Wochen in einem anderen Nationalpark kennengelernt hatte. – Am kommenden Tag gingen wir um 04:15 los zu unserem kleinen Berg. Zunächst wieder hoch zur Laguna de los Tres und dann an der rechten Seite hoch zum Cerro Madsen. Unterm dem Gipfel lag ein ausgedehntes Schneefeld und wir kamen schnell voran. Die letzten Höhenmeter wurden kletternd im Bereich II-III zurückgelegt. Schwierig wars nicht, aber teils sehr brüchig und etwas ausgesetzt. Gegen Mittag waren wir wieder unten und trafen auch wieder auf Ignacio, der eigentlich schon zum nächsten Campingplatz aufbrechen wollte. – Schließlich unterhielten wir uns solange, über chilenische Politik und Geschichte, dass er schließlich doch noch eine Nacht länger mit uns im Campamento Poincenot blieb.

Am kommenden Tag liefen wir über einen längeren Umweg zurück nach El Chalten. Diesmal bekam ich den Cerro Torre endlich in seiner vollen Pracht zu sehen.

Abschiedsgrillerei (8.1)

..an meinem letzten Tag in El Chalten wurde zunächst einmal einfach nur entspannt. Meine Knie waren inzwischen etwas beleidigt und irgendwann musste es auch mal weitergehen. Also kaufte ich am frühen Nachmittag die Busfahrten für die kommenden Tage ein. Schließlich verabredeten Clemens und ich uns mit Facundo, Carlos, Paulo zu einer ordentlichen Abschiedsgrillerei. – Die Zutaten für fünf Burschen: 4kg Fleich, dazu drei Tomaten, ein Häuptelsalat und zwei Packungen Chips. – Willkommen im Fleischland Argentinien ;-) Als Grillrost diente uns noch die alte Fernsehantenne des Nachbarn und schon konnte es los gehen. In Argentinien wird mit wenig Glut bei niederer Temperatur eher gegart als gegrillt, dass kann bei den rauen Mengen an Fleisch dann auch durchaus eine Stunde dauern bis es soweit ist aber das Resultat schmeckt einfach köstlich. – Irgendwann um 2:00 schafften wir es dann uns von der netten Gesellschaft loszureißen. Clemens konnte Paulo auf eine 3 tägige Tour auf den Cerro Solo hinreißen und ich war im Gedanken schon bei meiner Busfahrt nach El Calafate, die bereits um 07:20 losgehen sollte.

This entry was published on 9. January 2012 at 03:36 and is filed under Argentina, Southamerica. Bookmark the permalink. Follow any comments here with the RSS feed for this post.

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