Nach zwei Wochen Sendepause gibts nun hier in Ushuaia, eine halbwegs vertretbare Internetverbindung. Zuletzt meldete ich mich noch aus Bariloche, kurz bevor mein Bus Richtung El Chalten fuhr.
Route nach El Chalten auf einer größeren Karte anzeigen
Am ersten Tag gings um 06:30 in Bariloche los, Ankunft war um 18:00 in Perito Moreno, ein kleines Städtchen, das häufig mit dem gleichnamigen Gletscher weit unten im Süden verwechselt wird. In Perito Moreno gibts eigentlich nicht wirklich etwas zu sehen und wurde von Chalten Travel lediglich angefahren, um die lange Strecke in zwei kleinere Abschnitte zu unterteilen. Die Herberge war bislang die schmuddeligste auf meiner Reise und so war ich schon froh darüber, dass es am kommenden Tag um 10:00 weiterging.
Ankunft in El Chalten war dann um 22:30. Aufgrund der späten Ankunftszeit wurde die Herberge für die kommende Nacht auch von Chalten Travel organisiert. Abgestiegen wurde im Rancho Grande. – Wahrlich ein weiterer Abstieg: die Herberge war zwar nicht so schmutzig, dafür blieb der Geräuschpegel in den Aufenthaltsräumen und den Gängen recht hoch – zudem hatte ich das Vergnügen mit vier Indern und einer Amerikanerin das Zimmer zu teilen. Drei der vier Inder sorgten für ein stetiges Grundgeschnarche, das gerade noch in den Toleranzbereich eines geübten Rucksackreisenden fiel. Die Darbietung des Vierten übertraf aber alles, was ich jemals erleben durfte: ein Gespräch bei Zimmerlautstärke wäre bei dieser Geräuschkulisse nicht möglich gewesen und ich kann mir nicht erklären wie es überhaupt möglich sein kann, so laut zu schnarchen, ohne sich selbst dabei aufzuwecken.
Wie auch immer, es war eben nur für eine Nacht, ab dem kommenden Tag hatte ich meine Reservierung im Valle de Pioneros und schlimmer konnte es ja nicht werden.
Abgesehen von den beiden Hostels war die Reise jedenfalls faszinierend und rückte mein Bild von Patagonien ins rechte Licht. Ursprünglich verband ich mit Patagonien lediglich Fitz Roy, Cerro Torre, noch mehr Berge und viel Grün. Tatsächlich beschreibt Patagonien das Gebiet südlich des Rio Colorado in Argentinien, und südlich des Rio Bio Bio in Chile und umfasst die argentinischen Provinzen Neuquen, Rio Negro, Chubut und Santa Cruz sowie die chilenischen Provinzen X, XI und XII. Patagonien wird weiters durch die Anden in das chilenische West-Patagonien und das argentinische Ost-Patagonien unterteilt. Im Westen fallen teilweise bis zu 6.000m Niederschlag im Jahr – im krassen Gegensatz dazu steht das östliche, also argentinische Patagonien. Die feucht maritime Luft im Westen verliert ihre nasse Fracht größtenteils in den Anden. So gibts in Chile Regenwälder, in den argentinischen Anden immerhin noch Wälder und bereits wenige Kilometer östlich der Anden prägen endlose Steppen das Landschaftsbild. Es gibt hier fast nichts, die Bevölkerungsdichte liegt bei zwei Einwohnern pro Quadratkilometer, weiter im Süden sinds noch weniger. Gelegentlich wird die Leere durch eine kleine Tankstelle mit 2-3 Häusern unterbrochen, aber im Übrigen gibts hier nichts. Die Route nach El Chalten verlief entlang der unter Abenteuerreisenden berühmten Routa 40, die längste Landstraße Argentiniens die von Norden bis ganz runter in den Süden parallel zu den Anden verläuft. Großteils ist die Strecke bereits geteert, lediglich zwischen Perito Moreno und El Chalten muss nach wie vor noch gut die Hälfte der 700km auf groben Schotter zurückgelegt werden. Die Straßenarbeiten sind aber auch hier im Gange und es wird wohl noch ein paar Jährchen dauern bis die ursprüngliche Routa 40 aus dem kollektiven Gedächtnis der Enduroenthusiasten und übrigen Geländefahrern verschwinden wird.
Die folgenden Fotos sollen einen Eindruck über die monotone Leere verschaffen, die über eine gefahrene Strecke von knapp 1.400km kaum etwas an Abwechslung bot.
He! Du bist ja der Erste, der auf der Routa 40 einen Handstand macht und La Paloma singt!!!!!! Bin stolz auf dich!
Lg von da Julie